Montag, 25. Oktober 2021

Trinkwasser – woher kommst du?

Wir möchten, dass die Wahlversprechen der ÖVP halten. Eines der Versprechen zur Gemeinderatswahl 2020 hatte so gelautet:

„Artstetten-Pöbring verfügt über bestes Trinkwasser vom Ostrong – nachdem die Trinkwasserqualität gesichert ist, gilt unser Bestreben der Sicherung einer ausreichenden Menge an Trinkwasser durch Erschließung zusätzlicher Quellen. …“

Wir haben das so gelesen, dass wir weiterhin bestes Trinkwasser vom Ostrong erwarten dürfen – ihr nicht auch?

Kurz nach der Wahl wurde uns aber ein anderer Weg vorgestellt: Es sollten nun neue Quellen in unserem Gemeindegebiet erschlossen werden. Eine Schüttung von mindestens zwei Liter je Sekunde sollte es sein.

Es wurden Erhebungen mit Wassermutern durchgeführt und Empfehlungen abgegeben. Schlussendlich wurde seitens Gemeindevorstand eine Probebohrung in Pöbring beschlossen, bei der  die Nähe zur bestehenden Wasserleitung mehr zählte, als die Empfehlungen der vorangegangenen Erhebungen.

Die Bohrung wurde letzten Herbst neben dem Schwarzaubach bis auf ca. 45 m Tiefe abgebracht. Die Wasserschüttung hat sich in den folgenden Monaten mit konstant ca. 1,3 l /sec bestimmen lassen. Da eine Quellschüttung von 2 l/sec angestrebt wurde, soll nun aber auch die bestehende Quellfassung von Pöbring wieder ans Netz gehen. Diese hatte im vergangenen, regenreichen Jahr ca. 0,7 l /sec gebracht.

 Soweit so gut, könnte man meinen. Wir haben ja nun 2 l/sec. Nur, das Wasser muss aufbereitet werden, Eisen und Mangan müssen herausgefiltert werden. Eine weitere UV-Desinfektionanlage soll vorsorglich installiert werden. Und was uns überrascht hat: es ist auch ein „ziemlich hartes Wasser“ (Prüfbericht), und so soll es auch abgegeben werden. Ganz im Gegenteil zum gewohnt ziemlich weichen Wasser vom Ostrong. Also ganz anders als das „beste Trinkwasser vom Ostrong“.

Wir haben uns daher weiter informiert und unsere Bedenken sowie Alternativen dem Gemeindevorstand mitgeteilt.


Unsere Bedenken sind:

1) Eine zusätzliche Anlage bedeutet auch zusätzliche Fehlerquellen. Wir sind ja in unserer Gemeinde schon richtig leidgeprüft mit Verunreinigungen unbekannter Herkunft…

2) Die Aufbereitungsanlage muss ganzjährig betrieben werden, auch wenn die Quellen am Ostrong ausreichende Wasserschüttung haben und die Pöbringer Quellen nicht benötigt würden. Das bedeutet kontinuierliche Betriebs- und Wartungskosten für die Anlage.

3) Das Wasser muss aufbereitet werden. Es kann somit nicht als natives Wasser (Anmerkung 1) abgegeben werden. (So nebenbei bemerkt: 2016 beim Informationstag in Nussendorf hat unser Bürgermeister noch erklärt, die Abgabe nativen Wassers sei sein oberstes Ziel.)

4) Ganz wesentlich ist für uns auch das Problem der wechselnden Wasserqualitäten, auf die sich „tief liegende“ Wasserbezieher einstellen werden müssen. Das aufbereitete Wasser soll ja direkt in Pöbring in die Wasserleitung gepumpt werden. Es wird also nicht mit Ostrongwasser gemischt, sondern Wasserbezieher mit niedriger Höhenlage werden einmal Wasser vom Ostrong (sehr weich), dann wieder Wasser aus Pöbring („ziemlich hart“) bekommen. Das wird die Dosierung von Enthärtern schwierig machen, und sich auch negativ auf die Lebensdauer von Elektrogeräten auswirken.

5) Nicht zuletzt wird die Anlage auch eine wesentliche Kostensteigerung der Wasserbezugsgebühren auslösen - müssen.

 

Wir sehen die Brunnen- und Aufbereitungsanlage in Pöbring keineswegs als alternativlos und haben Vorschläge gemacht, die wir gerne gemeinsam im Gemeinderat abgestimmt und geprüft hätten.

1) Wir möchten den bereits eingeschlagenen Weg weiter forcieren: private Zisternen für Brauchwassernutzungen weiter ausbauen und Großabnehmer durch Förderung von Privatbrunnen reduzieren sowie Spitzenverbrauch im Frühsommer (Poolfüllungen) weiterhin durch Koordination abflachen.

2) Mit den uns zugänglichen Daten sollte sich Alternative 1 recht gut ausgehen. Sollten dennoch Bedarfsspitzen nicht abgedeckt werden können, so möchten wir eine fixe Backup‐Versorgung über den Wasserverband Klein‐Pöchlarn/Marbach prüfen. Der Wasserverband hat keine Probleme mit der Wassermenge und auch keine Aufbereitungsanlagen. Die Wasserhärte ist vergleichbar mit der Härte der Brunnen in Pöbring. Damit das Wasser dann auch tatsächlich gemischt würde, sollte es in den Hochbehälter Artstetten eingeleitet werden. Die Anlage müsste (abgesehen von einer Dauerspülung) nur dann betrieben werden, wenn Wasserbedarf besteht. Seitens Bürgermeister Weiß aus Klein-Pöchlarn wurde uns signalisiert, dass durchaus Möglichkeiten bestehen und die Gemeinde Artstetten-Pöbring gerne anfragen kann.

3) Als dritte Option sehen wir eine nochmalige, vertiefte Quellensuche unter Beiziehung von Geologen, um ähnlich weiches Wasser wie vom Ostrong zu finden, das auch möglichst ohne Eisen- und Manganaufbereitung abgegeben werden könnte. Der nunmehr beprobte Standort in Pöbring war ja von den Wassermutern nicht favorisiert. Bei der Konzeption soll auch mitgedacht werden, dass das Wasser dann auch möglichst in Nussendorf vor dem ersten Hochbehälter eingespeist werden kann und wir mit einer zentralen Anlage auskommen.

 

Wichtig ist uns auch, das Brunnenfeld am Ostrong nicht aus den Augen zu verlieren. Grundeigentümer und damit Eigentümer des Quellwasser und damit Vertragspartner ist dort die Bundesforste. Auch dort ist nicht alles unter Dach und Fach. Es werden auch laufend Erhaltungs- und Adaptierungsmaßnahmen erforderlich werden und die Transportleitung vom Ostrong bis Nussendorf ist auch schon vier Jahrzehnte alt und wird nicht ewig halten.

 

Wir haben unsere Bedenken und Alternativen mündlich, Anfang September dann auch schriftlich an den Gemeindevorstand bekanntgegeben und ersucht, uns in eine nachvollziehbare Variantenprüfung mit einzubeziehen - oder uns kurzfristig Bescheid zu geben, wenn dies nicht gewünscht ist. Was daraus geworden ist? Wir wissen es nicht, es gab weder eine Rückmeldung in die eine, noch in die andere Richtung.

Abschließend ist festzuhalten - obwohl wir nicht gerne daran erinnert werden - dass die neuerliche Verunreinigung im heurigen Sommer wieder einmal gezeigt hat, dass es unser Ziel sein muss, die Wasserversorgungsanlage auch kompakt zu halten. Zwei zusätzliche Brunnen (Quellfassung und Bohrbrunnen) und eine aufwendige Wasseraufbereitungsanlage stellen auch weitere Risiken für Verunreinigungen dar.


Unsere Bereitschaft zur Zusammenarbeit besteht weiterhin. Wir hoffen, wir können bald Positives berichten!


 Anmerkung 1:

"Grundsätzlich ist für den menschlichen Verzehr nativ einwandfreies Wasser einem aufbereiteten Wasser vorzuziehen, auch wenn die Erschließungs-, Schutz- und Transportkosten dadurch höher sind."

aus Codex - Österreichisches Lebensmittelbuch; Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz / B1 Trinkwasser, 3. Hygienische Anforderungen, 3.1 nativ einwandfreies Wasser


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